Die kleinen Youtube-Sklaven von: Cornelia Geißler FR 7.4.2022
Die Story ist ein Kriminalfall um die verschwundene 6-jährige Kimmy Claux. Geschildert werden die Gefahren, die unfreiwilligen Influencer-Kindern und ihren Eltern im Jahr 2031 drohen könnten.
"[...] Man kann Delphine de Vigan eine Chronistin der modernen west- und mitteleuropäischen Lebensweise nennen. Ihre Themen sind gesellschaftlich relevant, ob es sich um die Pflege älterer Menschen handelt („Dankbarkeiten“, 2020), um Alkoholismus unter Jugendlichen („Loyalitäten“, 2018) oder Magersucht („Tage ohne Hunger“, 2017). [...]
Kimmy und Sammy werden von ihren Eltern vor allem gefilmt, wie sie Waren auspacken und bewundern. Um das Interesse der Follower zwischendurch wachzuhalten, postet die Mutter Handyfilmchen aus ihrem gescripteten Alltag vom Mittagsschlaf bis zum gemeinsamen Essen. Gelegentlich wird die Grenze des Laptop- oder Handybildschirms aufgerissen, wenn die Kinder sich in Freizeitparks den Fans präsentieren, dabei wie Stars aus der Musik- oder Filmszene Autogramme geben. Die Überforderung Kimmys und Sammys zeigt später ein Blick ins Kinderzimmer, wo sich etliche unberührte Dinge stapeln. Das favorisierte Spielzeug des Mädchens ist ein abgeliebtes Stoffkamel, „Schmuseschmutz“ genannt. [...]
Die Autorin lässt keinen eindeutigen Eindruck zu, ob das Verschwinden des Mädchens als familiäre Katastrophe empfunden oder als Ende des Geschäftsmodells erlebt wird. [...]
Mélanie Claux dagegen fühlte sich in Elternhaus, Schule und Berufsausbildung nie ausreichend beachtet und träumte von einer Karriere, wie sie die Stars von TV-Formaten wie „Big Brother“ erleben. Dabei gescheitert, stellt sie die ersten Videos ihrer Kinder zunächst arglos auf Facebook, bis sie damit auf Beifall stößt. [...]
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