29 November 2012

Dörnbergs Aufstand in Hessen 1808


Dörnbergs Aufstand nach Darstellung des Artikels in der Wikipedia:
"Dörnberg kehrte nach Hessen zurück, [...] Die Regierung in Kassel zweifelte nicht an seiner Loyalität, und so konnte er in geheimen Kontakt und Austausch mit Scharnhorst, Gneisenau, Schill und Katte treten und ungestört Vorbereitungen zu einem Aufstand des nördlichen Deutschland erarbeiten und zudem die Planung eines gleichzeitig ausbrechenden Krieges zwischen Frankreich und Österreich beginnen. Auf Grund der raschen politischen und militärischen Veränderungen sah er sich jedoch gezwungen, inmitten dieser Vorbereitungen am 22. April 1809 in Hessen den Aufstand gegen die französische Fremdherrschaft, obwohl schlecht vorbereitet, trotzdem beginnen zu lassen. Unterstützt wurde er durch die Schwester des ehemaligen preußischen Ministers und Reformers Freiherr vom Stein, die Äbtissin Marianne vom Stein des Stifts Wallenstein in Homberg (Efze) sowie durch Werner von Haxthausen.
Er versammelte in Homberg mehrere tausend schlecht bewaffnete und leicht ausgerüstete Bauern, die nur die Unterstützung von wenigen kriegserfahrenen Soldaten hatten, um den Aufstand losbrechen zu lassen. Auf dem Marktplatz erfolgte eine feierliche Fahnenübergabe durch die Homberger Äbtissinnen Marianne vom Stein und Charlotte von Gilsa, die nach der Überlieferung die Fahne im sog. Dörnberg-Tempel gestickt haben sollen. Das freiwillige Corps zog in Richtung Kassel. Bei Rengershausen (heute Teil Baunatals) bei der Knallhütte südlich von Kassel kam es zu einer kurzen Schlacht, die die westphälischen Regierungstruppen mit wenig Mühe gewannen. Die Toten des Dörnberg'schen Corps wurden auf dem Rengershäuser Friedhof beigesetzt."


"Dörnberg selbst bedurfte einiger Ruhe. Die Aufständischen waren jetzt beinahe sieben Stunden marschirt, viele der eifrigsten waren beinahe achtundvierzig Stunden auf den Beinen.
Während die Ermüdeten Ruhe und Erquickung auf Heuböden, in Ställen und überall suchten, wo sie Raum fanden, sprachen die andern dem Schnapse und Biere zu, das sich hier in guter Qualität vorfand.
Die ersten Ankömmlinge wurden inzwischen von den Nachfolgenden verdrängt, und Dörnberg sah die Nothwendigkeit, jetzt, wo der Tag nahte, einige militärische Ordnung in die Sache zu bringen, und gab dazu die Befehle. Die übergegangene Cavalerie, die Kürassiere, sollten als Avantgarde vorgehen; ein zuverlässiger althessischer Wachtmeister führte sie.
Dann sollten die Felsberger und alle, welche aus der nähern Umgebung Kassels waren, folgen, voran die mit Feuergewehr Bewaffneten. Die Gewehre sollten geladen werden. Das Centrum bildete die Schar der Homberger mit der gestern übergebenen Fahne, ihnen sollten die sehnlichst Erwarteten aus dem Fuldathale und von Wolfhagen sich anschließen.
Während man so die wüsten Massen in der Dunkelheit zu ordnen suchte, war General Reubel mit den aus Kassel ausgerückten Truppen schon über Zweeren hinaus vorgedrungen und rückte den Berg hinauf zur Knallhütte.
Etwa zwanzig Chevauxlegers bildeten seinen Vortrab, dann folgten zwei Compagnien Garde-Jäger, dann zwei mit Kartätschen geladene Kanonen.
Ob die Sonne schon aufgegangen war, wußte man nicht, ein dichter schwerer Nebel, der nicht gestattete, sechs Schritt weit zu sehen, lagerte auf Thal wie Höhen, als die beiden Vortrupps aufeinanderstießen, beiden unerwartet. Es wurden einige Pistolenschüsse gewechselt, und beide Vortrabreiter zogen sich zurück.
Die Nachricht, daß Truppen, in welcher Stärke wußte man nicht, heranrückten, verbreitete unter dem Insurgentenheere einen ungemeinen Schrecken und eine kaum zu bewältigende Verwirrung. Alle schon getroffenen Anordnungen fielen über den Haufen und es würde schon jetzt die Flucht eine allgemeine geworden sein, wenn Martin und die Führer nicht bemüht gewesen wären, der Masse dadurch Muth einzusprechen, daß man sagte: man wisse ja noch gar nicht, ob die Soldaten als Freunde oder als Feinde kämen, und wenn auch vorläufig unter dem Commando feindlich gesinnter Offiziere, ob sie nicht zu dem Volke übergingen.
Dörnberg rief Freiwillige vor, und als sich ein paar hundert Förster, alter Soldaten, junger Leute, mit Feuergewehren bewaffnet, vorangestellt hatten, sammelte sich der Schweif wieder hinter denselben.
Reubel hatte indessen eine Compagnie Garde-Jäger vorgehen lassen mit dem Befehle, wenn mau auf die Rebellen stoße, ein blindes Pelotonfeuer abzugeben, damit kein Blut vergossen würde. Dörnberg hatte seiner Stellung durch die Gebäulichkeit der Knallhütte und durch einige vorgefahrene Fracht- und Mistwagen einige Sicherheit zu geben versucht.
Als nun die Garde-Jäger heranrückten, und er die Leute erblickte, die er vor vierundzwanzig Stunden noch befehligt hatte, ritt er vor und winkte mit seinem Tuche wie mit den Armen, die Leute zum Uebertritt symbolisch ermahnend. Die Antwort war ein Pelotonfeuer. Als aber niemand getroffen war, glaubte das Volksheer, die Garde-Jäger wollten absichtlich auf das Volk nicht schießen.
Da ritt General Reubel vor und forderte die Insurgenten auf, sich zu ergeben. Sofern sie ihre Anführer auslieferten, wurde ihnen Begnadigung zugesagt.
Kaum war der General, der keine Antwort erhielt, zurückgeritten, als eine Salve von seiten der Aufständischen erfolgte. Die vorgegangene Jägercompagnie antwortete diesmal scharf, schwenkte zu beiden Seiten der Chaussee ab, und die beiden Kanonen protzten einen Kartätschenhagel unter die Menge.
Es hatte sich ein Morgenwind erhoben, der den Nebel von den Höhen in die Thalebene trieb, man sah sich gegenseitig, und die Aufständischen sahen nicht nur wohlgeordnete Massen von Infanterie und Cavalerie auf der Chaussee den Berg heraufrücken, sondern, was ihnen noch gefährlicher erschien, von der Seite, von der sie Zufluß erwartet, vom Fuldathale her, rückten die treu gebliebenen Marschalk'schen Kürassiere, ihre Commandeurs an der Spitze, halb in der Flanke, halb im Rücken der Insurgenten, mit gezogenem Säbel den Berg hinauf.
Nun war kein Halten mehr. Ehe die Kanonen zum zweiten mal abprotzten, zerstieb das Volksheer nach allen Seiten. Man ließ Todte und Verwundete liegen, wo sie lagen, man warf die Waffen fort und suchte in Bergablaufen nach Süden und in Erreichung des Waldes nach Westen Schutz.
Dörnberg und die Führer überzeugten sich, daß auch ihre Rettung nur in der Flucht bestehe."
(Heinrich Oppermann: Hundert Jahre, 3. Buch 3. Kapitel)

Keine Kommentare: