23 Juni 2022

Uwe Wittstock: Februar 33 : Der Winter der Literatur

 Uwe Wittstock: Februar 33 : Der Winter der Literatur München C.H.Beck 2021


Carl Zuckmayer (S.11-21) Ernst Udet (S.17-21)

Erich Maria Remarque (S.26-30)

Th. Mann und Hanns Johst* verstanden sich in der Zeit kurz nach dem 1. Weltkrieg noch recht gut, beide waren nationalistisch deutsch. (S.70-72)
"In den 1920er Jahren wurde Johst einer der bekanntesten deutschen Nachwuchs-Dramatiker, den die politisch Rechten für sich reklamierten. In dieser Zeit war er auch gut bekannt mit Thomas Mann, den er bewunderte. 1922 kündigte Johst diese Verbindung wegen Manns Bekenntnis zum demokratischen Staat aber auf.[2]" (Hanns Johst - Wikipedia) Ja, er schrieb sogar an Himmler, man könne "vielleicht Herrn Thomas Mann, München, für seinen Sohn ein wenig inhaftieren? Seine Produktion würde ja durch eine Herbstfrische in Dachau nicht leiden.“ (Hanns Johst)

10.2.33 Th. Mann: Leiden und Größe Richard Wagners (Vortrag auch auf Auslandstournee)
"Er nennt Wagner einen 'Sozialisten und Kulturutopisten' [...] lobt [...] seine 'europäische Artistik' und behauptet sogar, dass man Wagner inzwischen 'ganz sicher einen Kulturbolschewisten nennen würde.' " (S.91)

14.2.33 Vicki Baum Menschen im Hotel Uraufführung des Hollywood-Films in Berlin (S.105-109)
15.2.33 Max von Schillings lässt sich von Bernhard Rust drängen, Käthe Kollwitz und Heinrich Mann aus der Akademie zu drängen. (S.109-123) "Während seiner Amtszeit als Präsident der Preußischen Akademie der Künste begannen die erzwungenen Austritte und Ausschließungen bedeutender jüdischer und unangepasster Künstler (Käthe KollwitzHeinrich MannRicarda HuchAlfred DöblinThomas MannMax LiebermannAlfons PaquetFranz WerfelJakob Wassermann). Max von Schillings betrieb auch die Entlassung zweier bedeutender Kompositionslehrer: er drängte Arnold Schönberg zum Rücktritt von seinem – eigentlich auf Lebenszeit geltenden – Vertrag und er versetzte Franz Schreker zwangsweise in den Ruhestand." (Wikipedia)
Ricarda Huch tritt allerdings nicht gedrängt, sondern aus Empörung über den Schutz des Rechtes auf freie Meinungsäußerung zurück und verfasst dabei einen Brief, der schon vor Thomas Mann Wesentliches von dem formuliert, was dessen Brief an den Rektor der Bonner Universität so auszeichnet. 
16.2.: Brecht und Margarete Steffin (S.125-27), Else Lasker-Schüler (S.127/28)
17.2.: Oskar Maria Graf u. Mirjam Sachs ( (1890–1959), eine Cousine von Nelly Sachs). (S.129/32) - Görings Schie0ßerlass (S.132/33); Überfall auf Staatliche Kunstschuele (S.133/34); Carl von Ossietzky will bleiben, Hans Sahl berichtet später davon. (S135/36)
18.2.: Heinrich George tendiert von links nach rechts. Georg Kaisers Silbersee wird aufgrund von Protesten von Nazis u.a. nach drei Premieren abgesetzt. (Danach bis 1945 kein Stück von Kaiser mehr gespielt).  Die wesentlichen Mitwirkenden gehen ins Exil, Gustav Brecher begeht dort Selbstmord aus Angst vor den Deutschen. (S.137/40)
22. Februar: Göring ernennt 40.000 SA- und SS-Männer und 10.000 Angehörige des Stahlhelms zu Hilfspolizisten
H. Johsts Stück Schlageter wird ein riesiger Bühnenerfolg, Johst wird reich und später Chef der Reichsschrifttumskammer, Präsident des deutschen PEN-Zentrums und Gruppenführer der SS. (S.169-71)
24.2.: Therese Giehse (S.171/72)  
25.2.: Gabriele Tergit (S.174/5) Ferdinand Bruckner u. Gustav Hartung (S.175-179)
27.2.: Walter Mehring, Bert Brecht, Mascha Kaléko (S.180-191);  Benn schreibt an Egmont Seyerlen (Gottfried Benn/Egmont Seyerlen, Briefwechsel 1914–1956. Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gerhard Schuster. Stuttgart 1993)

28. Februar: Ossietzky entscheidet sich wieder gegen Flucht

Erich Mühsam hat am 27. Februar erstmals Geld für Fahrkarte nach Prag, wird um 5:00 Uhr morgens verhaftet, fast gleichzeitig mit Egon ErwinKisch und Carl von Ossietzky 47 Personen in Gemeinschaftszelle; Brecht und Weigel fahren nach Prag.

Verordnungen des Reichspräsidenten erstens zum Schutz von Volk und Staat und zweitens gegen Verrat am deutschen Volk (Abschaffung der Grundrechte und Erweiterung der Todesstrafe)

Hitler: "Ich brauche keine Bartholomäusnacht." Er hat die Verordnungen, die ihm staatliche Gewalt für die geplanten Verbrechen geben. Martin Buber empfiehlt Willi Münzenberg Flucht über das Saarland; aber 1940 wird Münzenberg aus der KPD ausgeschlossen und stirbt.

Döblin wird verfolgt, kann Verfolger abschütteln; Klaus Mann fährt nicht nach Berlin

130 Kommunisten verhaftet (S. 200-210)

1. März: Döblin meldet sich bei Ludwig Binswanger in Kreuzlingen an. Fritz Langhoff kommt nach Berlin, wird gewarnt flieht zu wechselnden Adressen (S. 211-16)

3. März: Barbara Brecht zweieinhalb Jahre wird von Irene Grand aus Deutschland nach Österreich gebracht. In Nohra bei Weimar "Am 3. März 1933 wurde im Gebäude der Heimatschulbewegung am Rande der Gemarkung Nohra das KZ Nohra als das erste Konzentrationslager in der Zeit des Nationalsozialismus eingerichtet. Heute erinnert nichts mehr an dieser Stelle an das KZ.[4] " (Wikipedia) (S. 216-18)

4. März: Gabriele Tergit  und Benno Reifenberg entkommen dank Verbindungen zur politischen Polizei (Nazis, aber für gesetzliche Regelungen) (Seite 218-221)

5. März: Wahltag Mirjam Sachs, Lebensgefährtin von Oskar Maria Graf, stimmt in München gegen Hitler, kommt nach Wien (S. 222-225)

6. März: Nelly Kröger kann von einem Fischer nach Dänemarkgeschmuggelt werden. (S. 225-30)

7. März: Eine Volksbuchhandlung in Dresden wird von der SA ausgeraubt, die erste Bücherverbrennung der Nazis (S. 230 - 235)

8. März: Harry Graf Kessler fährt ohne Fluchtgedanken nach Paris. Else Lasker-Schüler muss Lesung absagen (Seite 235-36)

10. März: Hermann Kesten, Thomas Mann. Ehemaliger Reichsinnenminister Wilhelm Sollmann von der SPD wird verprügelt, kommt in Schutzhaft, kann dann aber über das Saarland entkommen (Seite 237-44)

11. März: Erika und Klaus Mann sind in München (Seite 244-46)

13. März: Therese Giese erzählt noch einen hitlerfeindlichen Witz, wird denunziert und entkommt über Österreich in die Schweiz. Klaus Mann fährt nach Paris

Gottfried Benn* legt den Mitgliedern der Abteilung für Dichtkunst der Akademie der Künste eine Unterwerfungserklärung unter den NS-Staat vor, die wird von allen Anwesenden unterschrieben. [*Benn verfasste mit Max von Schillings  eine   Loyalitätsbekundung für Hitler, die den Mitgliedern eine nicht-nazistische politische Betätigung verbot: „Sind Sie bereit unter Anerkennung der veränderten geschichtlichen Lage weiter Ihre Person der Preußischen Akademie der Künste zur Verfügung zu stellen? Eine Bejahung dieser Frage schließt die öffentliche politische Betätigung gegen die Reichsregierung aus und verpflichtet Sie zu einer loyalen Mitarbeit an den satzungsgemäß der Akademie zufallenden nationalen kulturellen Aufgaben im Sinne der veränderten geschichtlichen Lage.“[8] Die Mitglieder mussten bei Drohung ihres Ausschlusses unterschreiben.] Lauter NS-treue Schriftsteller treten neu ein. ["darunter Werner BeumelburgHans Friedrich BlunckHans CarossaPeter DörflerPaul ErnstFriedrich GrieseHans GrimmHanns JohstErwin Guido KolbenheyerAgnes MiegelBörries Freiherr von MünchhausenWilhelm SchäferEmil Strauß und Will Vesper.[9][10]"(Wikipedia)] Benn ist entsetzt über den Niveauverlust (S. 247-55)

15. März: Manès Sperber (Seite 258-61); Verprügelungen durch SA,  Rudolf Diels berichtet nach dem zweiten Weltkrieg darüber (S. 263/64) (Gesamtkapitel: S. 256-64)

Lebensabrisse (Seite 265-72)

Nachwort (Seite 273-75)



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