23 September 2010

Sehnsucht nach Liebe

Gefallen bin ich, und ich lag so tief,
Von falscher Liebe sündenvoll umfangen,
Und konnte nie der Liebe Ruh erlangen,
Ob mich der Weisheit ernster Drang ergrif.

Denn eine falsche war es, die mich rief,
Sie kam in ihrer Truggestalten Prangen,
Ich bin ihr stolz und brünstig angehangen,
Ich träumte lange, ohne daß ich schlief.

In Wollust und im Pfuhl der Ketzerlehren
Floß meine ganze, heiße Jugend hin –
Spät, als ein Mann erst, mocht ich wiederkehren.
Warum so lang in eitlen Sündenmüh'n?
Ich hab' ein Herz, und konnte dich entbehren!
O Wunderhuld, daß ich dein eigen bin!

I.
[43] Ich kam nach Karthago, und mich umrauschte überall das Gewirre lasterhafter Liebeshändel. Noch liebte ich nicht und begehrte zu lieben, und in tief verhüllter Bedürftigkeit zürnte ich mir, daß ich mich nicht liebebedürftiger fühlte. Der Liebe hold sucht ich den Gegenstand meiner Liebe, aber ich haßte den Seelenfrieden und den von Fallstricken freien Weg.
Augustinus: Confessiones (Bekenntnisse), 3. Buch, S.41-43

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