24 Juli 2021

Bestseller in Deutschland in der Nazizeit

Tobias Schneider: Bestseller im Dritten Reich

"Über die Mentalität der Deutschen während der Jahre 1933 bis 1945 ist schon oft spekuliert worden. Dabei ist es das Problem all dieser Deutungen, dass bereits Umfang und Qualität ihrer Quellen dem Thema auch nicht annähernd gerecht werden. Dieser Beitrag wählt einen ganz anderen, aber höchst plausiblen Ansatz. Mit Hilfe der damals verkauften Bestseller kommt der Verfasser zu überraschenden Ergebnissen, die nicht allein Rückschlüsse auf das Leseverhalten der deutschen Gesellschaft zulassen. [...]
[...] Trotz dieser eindeutigen Ergebnisse ist damit noch längst nicht alles über das Leseverhalten der Deutschen unter der NS-Herrschaft gesagt. Heinrich Spoerl hat in seinem erfolgreichsten Buch, der Humoreskensammlung Man kann ruhig darüber sprechen (1938, 922. Tsd. 1944) selbst konstatiert, dass das Buch „eine üble Eigenschaft" hat, „die weder durch Propaganda noch durch Notverordnung auszuräumen ist: Es kostet Geld. [...] Unsere Zeit hat den Ausweg gefunden: Die Leihbücherei. Es ist vielleicht die Buchhandlung der Zukunft. Ich fürchte, daß es schon heute mehr Leihleser gibt als Kaufleser."81 In der Tat kann diese BestsellerAnalyse nur Aussagen über das traditionelle Kauflesepublikum treffen, nicht über das weniger finanzkräftige Leihlesepublikum oder über die Leser von Zeitungsromanen sowie von Groschenromanen. Eine endgültige Aussage über das Leseverhalten im Dritten Reich wäre nur durch eine Verleih- bzw. Verkaufsanalyse all dieser Lesestoffe möglich."










 

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