In New York trifft Gesine Cresspahl auf Uwe Johnson, in Jerichow ihr Vater Heinrich auf die missbilligende Frau des Pastors, in Rande wird ein Mann namens Voss von Nazis erschlagen. Über die Entgrenzung von Gewalt und die Unfähigkeit eines Schriftstellers, Kiesinger und dessen Regierungssprecher, Freund aus dem NS-Außenministerium, zu erklären. [...]
Im Januar 1967 ist Gesine Cresspahl Zeugin, wie der „Schriftsteller Johnson“ bei einer Veranstaltung des American Jewish Congress daran scheitert, die Wahl Kurt Georg Kiesingers zum Bundeskanzler zu kommentieren. Sie beobachtet, wie sich erst Technik und fremde Sprache, dann auch das Publikum gegen ihn wenden, als er umständlich nach Erklärungen sucht. Geschichtsvergessenheit als Argument seiner Kritik an der Deutschen Regierung kam bei seinen Zuhörer*innen nicht gut an. Der gutmeinende Schriftsteller „hatte noch nicht begriffen, daß Zeit und Adresse ihm die Schuldlosigkeit des Fremdenführers aus der Hand genommen hatten“. Mit der Blauäugigkeit dieser Annahme konfrontiert das Publikum seinen Gast bei der Diskussion. Angesichts der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie ist für sie ein Vergessen nicht möglich:
„Und sie sagten: Meine Mutter. Theresienstadt. Meine ganze Familie. Treblinka. Meine Kinder. Birkenau. Mein Leben. Auschwitz. Meine Schwester. Bergen-Belsen. Mit siebenundneunzig Jahren. Mauthausen. Im Alter von zwei, vier und fünf Jahren. Maidanek.“
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