26 Januar 2020

Keller über Goethe und seinen (Kellers) "grünen Heinrich"

"Man spricht dabei immer nur von Goethe, obgleich eine Menge deutscher Notabilitäten, wie Herder, Jung-Stilling u. dgl. darunter sind, auch unser wackere[r] Lavater.  Es ist etwas Problematisches um die Gesellschaft eines solchen Schlingels, wie Goethe ist, man wird von dem ungeschlachten vordringlichen Herrn allzu leicht verdunkelt; doch auch beleuchtet manchmal. Ich glaube positiv, daß man von Lavater noch weniger sprechen würde jetzt, als es geschieht, wenn er sich nicht so viel an Goethe gerieben hätte, und wenn dieser nicht eine solche Menge wunderlicher Liebhabereien gehabt hätte."
(Keller an Salomon Hegi, 28.1.1849, Kellers Werke Atlantis Verlag Band 7,S.141)

"Nebenbei treibe ich noch Literaturgeschichte und arbeite an meinem unglückseligen Romane, welchen ich, da ich einen ganz anderen Standpunkt und Abschluss meines bisherigen Lebens gewonnen habe, erst wieder zu zwei Dritteln umschmelzen muss. Wenn der Sommer schön wird in dieser schönen Landschaft, so werde ich ein Schauspiel darin schreiben, das mir durch den Kopf geht. Was nächsten Winter aus mir wird kann ich noch nicht sagen, jedenfalls gehe ich nicht nach dem Orient; ich habe mehr Lust in Deutschland zu bleiben; denn, wenn die Deutschen immer noch Esel sind in ihrer Politik, so bekommen mir ihre literarischen Elemente umso besser."

(Keller an Eduard Dößekel 8.2.1849,  Kellers Werke Atlantis Verlag Band 7, S.145)

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