05 Juli 2022

Juli Zeh: Neujahr (2018)

 Rezensionen bei Perlentaucher

mein eigener Text wird folgen:

Lanzarote: Henning kümmert sich um die Kinder,  er ist Verlagslektor. Therese ist Erfolgsfrau. Wenn die Kinder sich schlecht fühlen, flüchten sie zu ihr. Sie guckt ihn dann gequält an, "als ob es seine Schuld wäre", dass sie vorgezogen wird. Er fährt Fahrrad, weil er sich das vorgenommen hatte, überfordert sich dabei. 

Therese hat übermütig mit einem Franzosen getanzt und hat ihm davon erzählt. Er hat Angst, dass "Es" wiederkommt [eine Art Angstzustand], versucht deshalb nicht daran zu denken, denkt wohl gerade deswegen daran; doch trotzdem ist es bisher die ganze Zeit auf Lanzarote gut gegangen. – Seine Mutter hatte keine Energie für ihre Kinder. Seine jüngere Schwester Lena, für die er sich zuständig gefühlt hat, ist relativ lebenunstüchtig und Schriftstellerin. Thereses Eltern nerven Therese und Henning. Therese, die – im Unterschied zu Henning - in der Kindheit stets einen Weihnachtsbaum hatte, organisiert immer einen Weihnachtsbaum, würde das wohl auch im einsamen Hochgebirge schaffen.

Er erreicht ein Haus. Dehydriert, wie er ist, wird er von der dort wohnenden Künstlerin versorgt, die einen hinten strengen geflochtenen Zopf trägt. Das erinnert ihn an seine Mutter. Als sie ihm das Haus zeigt, kommt ihm alles unheimlich bekannt vor. Als er an eine offene Zisterne kommt, erinnert sich an eine fürchterliche Geschichte, die er mit seiner zweijährigen Schwester erlebt hat, als plötzlich seine Eltern beide verschwunden waren. ...
Als er nach Hause kommt - seine Schwester ist bei Ihnen während ihres Urlaubs im Home-Office gewesen - erzählt er ihr davon. Sie sagen sich gegenseitig, dass er sich alles eigentlich nur eingebildet hat.
Er ruft seine Mutter an. Sie erklärt ihm, dass alles so war: Sie sind beide in die Zisterne gestürzt und nur gerettet worden, weil zufällig ein Mann (Handwerker, der dafür einen Schlüssel hatte?)  ins Haus kam. (S.188) Er ist offenbar völlig traumatisiert, weil er sich damals  für seine zweijährige Schwester Lena verantwortlich gefühlt hat, aber an der Aufgabe gescheitert ist.
Er schickt seine Schwester nach Hause und hofft, dass das "Es" ihn nicht mehr packen wird. (S. 190/91)

Zitat:

" 'Wir wollten euch befreien', sagt Henning. 'Das Monster hatte euch unter die Erde gezogen.'

Das anschließende Schweigen tat ihnen beiden weh. Es ist Zeit, das Gespräch zu beenden.

'Warum hast du mir nie davon erzählt?' fragt Henning.

Die Mutter atmet hörbar ein und wieder aus.

'Ich dachte, Vergessen sei eine Gnade' sagt sie. Dann legt sie auf. (S.188)


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