Wolfram von Eschenbach: Parzival (Text in der Übersetzung von Simrock)
Wolfram beginnt seinen Parzival mit dem Elsterngleichnis (Vers 1,1-1,14).[7] Hier verwendet er die Analogie des zweifarbigen Federkleides der Elster agelstern (mittelhochdeutsch) bezogen auf die sinnfällige Gegenüberstellung von Wankelmut und treuer Ergebenheit. Er kommt hier zu dem Schluss, dass es eben nicht nur schwarz und weiß, gut und böse gibt, sondern dies alles wie das Gefieder einer Elster ineinander übergeht.
Ist zwîvel herzen nâchgebûr,
daz muoz der sêle werden sûr.[...]
[Es folgt das Elsterngleichnis.]
10
daz seit von grôzen triuwen,
wîplîchez wîbes reht,
und mannes manheit alsô sleht,
diu sich gein herte nie gebouc.
sîn herze in dar an niht betrouc,
15
er stahel, swa er ze strîte quam,
sîn hant dâ sigelîchen nam
vil manegen lobelîchen prîs.
er küene, træclîche wîs,
(den helt ich alsus grüeze)
20
er wîbes ougen süeze,
unt dâ bî wîbes herzen suht,
vor missewende ein wâriu fluht.
den ich hie zuo hân erkorn,
er ist mæreshalp noch ungeborn,
25
dem man dirre âventiure giht,
und wunders vil des dran geschiht."
Wem Zweifel an dem Herzen nagt,
Dem ist der Seele Ruh versagt.*
[...]
Die Märe, die ich erneue,
Meldet von großer Treue,Dem ist der Seele Ruh versagt.*
[...]
Die Märe, die ich erneue,
Von Weibes rechter Weiblichkeit,
Von echten Mannes Mannheit,
Die nie vor hartem Stein sich bog.
Sein Herz ihn nie darum betrog,
Er Stahl! wo er zum Streite kam,
Daß seine Hand nicht siegreich nahm
Manchen rühmlichen Preis.
Er kühner Mann, versucht und weis
(Der Held ists, den ich grüße),20
Daß seine Hand nicht siegreich nahm
Manchen rühmlichen Preis.
Er kühner Mann, versucht und weis
(Der Held ists, den ich grüße),20
In der Frauen Augen süße,
Und doch der Frauenherzen Sucht,
Im Unglück sichre Zuflucht!
Den ich hiezu mir auserkoren,
Im Gedicht ist er noch ungeboren,25
Und doch der Frauenherzen Sucht,
Im Unglück sichre Zuflucht!
Den ich hiezu mir auserkoren,
Im Gedicht ist er noch ungeboren,25
Den diese Aventüre meint
Und was von Wunder drin erscheint."
Und was von Wunder drin erscheint."
* 1–4, 26. Ueber die Dunkelheit der Rede im Parzival, und namentlich in dieser Einleitung, ist schon bei Lebzeiten des Dichters (vgl. §. 8) und bald nachher wiederholte Klage geführt worden, und der jüngere Titurel giebt deshalb von den ersten 37 Versen eine Paraphrase, die aber oft den Zusammenhang der Gedanken verfehlt oder doch allegorisch umdeutet.
sieh auch:
Richard Wagner: Parsifal
Wolfram von Eschenbach: Willehalm
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