"Es ist falsche Politik, sich einzubilden, daß es gefährlich sein könnte, der Majestät durch die genaueste Bestimmung ihrer Rechte die Hände zu binden, und das Volk zu einer beständigen Vergleichung der Handlungen seiner Obern mit der Richtschnur derselben zu berechtigen. Weise Gesetze schränken die königliche Macht in keine andre Grenzen ein, als ohne welche das gemeine Wesen, dessen oberste Diener die Könige sind, immer in Gefahr wäre, von ihnen selbst, oder wenigstens von den Dienern seiner Diener gemißhandelt zu werden. Die ganze Schöpfung wird von ihrem Urheber (wiewohl er, und Er allein, im eigentlichsten Verstande ein unumschränkter Herr ist) nach Gesetzen regiert. Welcher irdische Monarch kann sich für berechtigt halten, willkürlicher regieren zu wollen als Gott selbst? Und wenn dieser oberste Monarch seine Wirksamkeit bloß darum an Gesetze gebunden hat, weil er vollkommen weise und gut ist: aus welchem Bewegungsgrunde könnten Könige, die doch nur Menschen sind und über ihresgleichen herrschen, ungebundene Hände verlangen? –"
(Wieland: Der goldene Spiegel 2. Teil)
(Wieland: Der goldene Spiegel 2. Teil)
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