Auf des ries'gen Ofens Bänklein
Setzt' er sich, es war belegt mit
Platten von glasiertem Tone,
Ihm entstrahlt anmut'ge Wärme.
Und der Pfarrherr winkt ihm, daß er
Sonder Scheu die Füße strecke.
Dies zwar tat er nicht, doch schlürft' er
Einen Schluck des roten Weines
Und begann drauf zu erzählen:
»Der hier sitzt, heißt Werner Kirchhof,
In der Pfalz ist meine Heimat,
In der Pfalz, zu Heidelberg.
›Alt Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.
Stadt fröhlicher Gesellen,
An Weisheit schwer und Wein,
Klar ziehn des Stromes Wellen,
Blauäuglein blitzen drein.
Und kommt aus lindem Süden
Der Frühling übers Land,
So webt er dir aus Blüten
Ein schimmernd Brautgewand.
Auch mir stehst du geschrieben
Ins Herz gleich einer Braut,
Es klingt wie junges Lieben
Dein Name mir so traut.
Und stechen mich die Dornen,
Und wird mir's drauß zu kahl,
Geb' ich dem Roß die Spornen
Und reit' ins Neckartal.‹
Dort am Neckar hab' den süßen
Traum der Kindheit ich geträumt,
Bin auch in der Schul' gesessen,
Hab' Latein gelernt und Griechisch,
Und ein immerdurst'ger Spielmann
Lehrt' mich früh Trompete blasen.
(V. v. Scheffel: Trompeter von Säckingen,
Kapitel 6)
(
als Marschlied bei Youtube) [vgl. damit Hölderlins "
kunstlos Lied"]
Wilhelm Meyer-Förster hat den Titel dieses Gedichts als Titel seines Schauspiels
Alt-Heidelberg (1901) genutzt, in das er seinen Roman "Karl Heinrich" umgearbeitete. Nach dem Schauspiel wurde 1924 die Broadway-Operette
The Student Prince geschrieben, die 1927 als Film
Old Heidelberg herauskam. Hier ist das Motiv der Standesgrenze anders verwendet: Der Prinz verliebt sich als Student in die Kellnerin, muss dann aber auf sie verzichten, damit er den Thron seines kleinen Fürstentums besteigen kann.
Das Schauspiel, das Brecht ein "Saustück" nannte, wurde in Japan zur Meiji-Zeit Pflichtlektüre der Deutschstudenten. (sieh:
Wikipedia)
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