07 Mai 2012

Petersdom



Rom ist wie die Schöpfung ein ganzes Wunder, das sich allmählich in neue Wunder zergliedert, in das Coliseo, in das Pantheon, die Peterskirche, in Raffael u.s.w. Mit dem Durchgang durch die Peterskirche fing der Ritter den schönen Lauf durch die Unsterblichkeit an. [...]

Er trat in die Zauberkirche, die der Welt Segen, Fluch, Könige und Päpste gab, – mit dem Bewußtsein, daß sie wie das Weltgebäude sich immer mehr erweitere und entferne, je länger man in ihr ist. Auf zwei Kinder von weißem Marmor, die eine Weih-Muschel von gelbem hielten, gingen sie hin; die Kinder wuchsen durch das Nahen, bis sie Riesen waren. Endlich standen sie am Hauptaltar und dessen hundert ewigen Lampen – welch eine Stelle! – Über sich das Himmelsgewölbe der Kuppel, auf vier innern Türmen ruhend, um sich eine überwölbte Stadt von vier Straßen, worin Kirchen standen. – Am größesten wurde der Tempel durch Gehen; und wenn sie um eine Säule traten, so lag ein neuer vor ihnen, und heilige Riesen schaueten ernst herab. [...]
Das Ersteigen der Kuppel riet Gaspard einem regen- und wolkenlosen Tage aufzuheben, um die Welt-Königin Roma auf und von dem rechten Throne zu schauen; [...]
(Jean Paul: Titan, 104. Zykel)

Keine Kommentare: