Linda beschwört Albano, nicht in den Krieg zu ziehen.
»Nein, du darfst nicht, bei meiner Seligkeit, bei allen Heiligen – bei der heiligen Jungfrau – bei dem Allmächtigen! – du darfst, du sollst nicht!« Einen Raub gibt es, wogegen ewig der Mann unaufhaltsam entbrannt aufsteht, und beging' ihn eine Göttin aus Liebe und böte sie dafür eine Welt von Paradiesen: es ist der Raub seiner Freiheit und freien Entwickelung. Ja, daß es Liebe ist, aber despotische, zugleich Freiheit übende und raubende, das erbittert ihn nur noch mehr, und aus dem Nebel des Irrtums wird später das Gewitter der Leidenschaft. – Linda wiederholte: »Du darfst nicht.« Er sah' ihr bewegtes glänzendes Antlitz an, dessen südliche Heftigkeit doch mehr einem Enthusiasmus glich als einem Zorn, und sagte fest: »O Linda, ich werde wohl dürfen und wollen!« – »Nein, ich sage Nein!« rief sie. – [...]
(116. Zykel)
Linda überwindet ihre Ehescheu, aber ...
Linda stammelte: »So nimm sie denn hin, meine liebe Freiheit, und bleibe bei mir« – »bis zu meiner letzten Stunde«, sagt' er – »und bis zu meiner, und gehst in keinen Krieg«, sagte sie zärtlich-leise – er drückte sie bestürzt und stark ans Herz – »nicht wahr, du versprichst es, mein Lieber?« wiederholte sie. – »O, du Göttliche, denke jetzt an etwas Schöneres«, sagte er. – »Nur ja, Albano, ja?« fuhr sie fort. – »Alles wird sich durch unsere Liebe lösen«, sagt' er. – »Ja? Sage nur Ja!« bat sie – er schwieg – sie erschrak: »Ja?« sagte sie stärker. – »O Linda, Linda!« stammelte er – sie entsanken einander aus den Armen – »ich kann nicht«, sagt' er – »Menschen, versteht euch«, sagte Julienne – »Albano, sprich dein Wort«, sagte Linda hart. – »Ich habe keines«, sagt' er. Linda erhob sich beleidigt und sagte: »Ich bin auch stolz – ich fahre jetzt, Julienne.« Kein Bitten der Schwester konnte die Staunende oder den Staunenden schmelzen. Der Zorn, mit seinem Sprachrohr und Hörrohr, sprach und hörte alles zu stark. Die Gräfin ging fort und befahl anzuspannen. »O ihr Leute und du Hartnäckiger,« (sagte Julienne) »geh ihr doch nach und stille sie.« Aber der empfindlichen Sinnpflanze seiner Ehre waren jetzt Blätter zerquetscht; das ihm neue Auffahren, der Schlagregen ihres Zorns hatt' ihn erschüttert; er fragte nach nichts. (126. Zykel)
Linda überwindet ihre Ehescheu, aber ...
Linda stammelte: »So nimm sie denn hin, meine liebe Freiheit, und bleibe bei mir« – »bis zu meiner letzten Stunde«, sagt' er – »und bis zu meiner, und gehst in keinen Krieg«, sagte sie zärtlich-leise – er drückte sie bestürzt und stark ans Herz – »nicht wahr, du versprichst es, mein Lieber?« wiederholte sie. – »O, du Göttliche, denke jetzt an etwas Schöneres«, sagte er. – »Nur ja, Albano, ja?« fuhr sie fort. – »Alles wird sich durch unsere Liebe lösen«, sagt' er. – »Ja? Sage nur Ja!« bat sie – er schwieg – sie erschrak: »Ja?« sagte sie stärker. – »O Linda, Linda!« stammelte er – sie entsanken einander aus den Armen – »ich kann nicht«, sagt' er – »Menschen, versteht euch«, sagte Julienne – »Albano, sprich dein Wort«, sagte Linda hart. – »Ich habe keines«, sagt' er. Linda erhob sich beleidigt und sagte: »Ich bin auch stolz – ich fahre jetzt, Julienne.« Kein Bitten der Schwester konnte die Staunende oder den Staunenden schmelzen. Der Zorn, mit seinem Sprachrohr und Hörrohr, sprach und hörte alles zu stark. Die Gräfin ging fort und befahl anzuspannen. »O ihr Leute und du Hartnäckiger,« (sagte Julienne) »geh ihr doch nach und stille sie.« Aber der empfindlichen Sinnpflanze seiner Ehre waren jetzt Blätter zerquetscht; das ihm neue Auffahren, der Schlagregen ihres Zorns hatt' ihn erschüttert; er fragte nach nichts. (126. Zykel)
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